"Brot und Wein"
„Brot und Wein sind Zeichen des Lebens. Sie sind ein Produkt unserer menschlichen Arbeit. Brot ist ein Grundnahrungsmittel. Wein ein Genussmittel. Beides essen und trinken wir oft recht gedankenlos. Hier auf dem Bild rücken sie in den Vordergrund. Brot und Wein in und auf goldenen Gefäßen.“
Diese Gedanken der Künstlerin beschreiben das Bild auf unserem Feuersteiner Fastentuch, in dem es um den zentralen Punkt der Lesungstexte des heutigen Tages geht. Die Kartage beginnen mit einem gemeinsamen Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiert. Für die christlichen Kirchen ist dieses Mahl als „letztes Abendmahl“ die Grundlage einer Gemeinschaft, die dann zur Gemeinde und Kirche wird. In den letzten Jahren – seit das Bewusstsein für minimalistischere Strukturen auch bei jungen Menschen gewachsen ist - wird uns mehr und mehr klar, welch großer Schatz eine solche Gemeinschaft ist, die sich mit den Worten der Schrift stärkt und dies mit eucharistisch gewandeltem Brot und Wein und manchmal auch einem gemeinsamen Agapemahl feiert.
Die Gottesdienste vom letzten Abendmahl am Feuerstein in den vergangenen Jahren haben regelmäßig gezeigt: Brot und Wein, biblische Worte und neue geistliche Musik entwickeln sich im Austausch über den Glauben und der Kombination mit modernen Impulsen zu einem Lebensgefühl einer kreativen Feuersteingemeinde, die sich an der Lebenswirklichkeit orientiert.
In diesem Jahr bleiben an dieser Stelle eine Sehnsucht und eine Leere. Diese Brücke der Verbindung von Realität und Glaube kann in diesem Jahr so nicht stattfinden. Die Verschmelzung des Abendmahlsgeschehens in Raum und Liturgie, handelnden Personen und Musik ist auf dem Feuerstein und auch anderswo nicht möglich. Dennoch lässt sich etwas davon in der momentanen Krisenzeit auch in der Haus- oder Wohngemeinschaft feiern. Anregungen und Links dazu sind auch auf der Homepage der Burg Feuerstein zu finden.
Brot und Wein werden zum Sakrament, das die Kirche seit dem letzten Abendmahl Jesu immer wieder feiert. In dieser Gemeinschaft vom letzten Mahl Jesu rückt noch ein weiteres Thema in den Mittelpunkt: Die Geste des Dienstes und des Dienens, die Jesus mit der Fußwaschung ausdrückt. In den ersten Jahrhunderten der jungen Kirche wurde diese Fußwaschung ebenfalls als Sakrament gefeiert und beispielsweise vor jeder Taufe praktiziert. Gedächtnis, Danksagung, Gemeinschaft und Nächstenliebe waren wichtige Markenzeichen der christlichen Urkirche. In der gegenwärtigen Corona-Pandemie erfahren wir, wie wichtig systemrelevante Routinen und Grundversorgung und auch menschliche Kontakte sind. Vielleicht motiviert uns der Blick auf Brot und Wein daher auch, uns zu überlegen, wo wir - so wie damals die Jünger Jesu - jetzt auch für andere da sein zu können. Bestimmt gibt es auch in Deiner Umgebung Menschen, die Nachbarschaftshilfe oder eine Geste der Begegnung gut brauchen können. Brot und Wein werden am Gründonnerstag in den Händen Jesu zum Lebensfokus, der über den Horizont Abendmahl, Ölbergstunde, Leiden und Tod hin zum nachösterlichen Leben in Gemeinschaft und Kirche führt.
(Gedanken zum Tagesevangelium Joh 13,1-15, von Burkhard Farrenkopf)