"Erkennbar zufrieden"
Bibeltext: Joh 21,1--14 – Begegnung am See Tiberias
Wieder ist im Sonntagsevangelium wie bei der Speisung der Fünftausend (Mt 14,13-21 unser Bild vom Feuersteiner Fastentuch) oder beim reichen Fischfang (Lk 5,1-11) von Brot und Fischen die Rede. Doch diesmal ist die Ausgangssituation eine andere: Es geht in der heutigen Bibelstelle am See Tiberias eher um die Alltagsroutine der enttäuschten und immer noch verzweifelten Jünger. Jesus war als zum Tod Verurteilter am Kreuz gestorben und auferstanden. Vor der Zukunft stand also ein Fragezeichen und hinter der erlebten Vergangenheit ebenfalls. Wie sollte es jetzt weitergehen? Da fiel den praxiserfahrenen Männern wieder ihr ursprünglich erlernter Beruf ein. Es wurde ihnen klar: mit dieser Berufserfahrung in der Tasche könnte es ihnen gelingen, zumindest für die Ernährung zu sorgen. Vielleicht erinnerte man sich auch noch an gemeinsame frühere Ausfahrten. Der erste Fangversuch auf dem See endete dann genauso erfolglos wie in früherer Zeit: ohne große Ausbeute an Fischen.
Enttäuschend verlief aber auch in dieser Alltagsroutine die Begegnung mit Jesus. Von wegen Erkennen: Da hatte sich noch nicht viel aus der Vergangenheit verfestigt, sonst hätten sie ihn sofort erkannt. Jesus nahm ihnen das nicht übel, die nächste Fahrt auf den See war erfolgreich und der Tipp, die Netze einmal auf der anderen Seite auszuwerfen war richtig. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Mahl, das Jesus mit den Jüngern verbrachte.
Für mich ist entscheidend, dass Jesus wiederum Zufriedenheit im gemeinsamen Mahl förderte und auch selbst suchte. Es gab keine großen Prüfungssituationen, in denen sich die Jünger dafür bewähren mussten: Alltagsroutine war die Basis, Erkennen der Katalysator, Mahl und Gemeinschaft der Erfolg in Zufriedenheit. Zusätzlich kam noch etwas Interessantes dazu: Die Zahl von 153 gefangenen Fischen ist eine Symbolzahl. Sie steht für die gesamte Anzahl der damals bekannten Völker in der ganzen Welt. Mit diesem erfolgreichen Fischfang wird also hinter die Ausgangssituation aus Angst, Unsicherheit und Verzweiflung der Jünger ein positives Ausrufezeichen gesetzt.
Für einige von euch beginnt jetzt kurz nach Ostern das neue Semester und das Schuljahr geht weiter. Für alle in diesem Jahr mit ungewohnten Strukturen. Vom Feuerstein wünschen wir euch einen guten Start. Mit der Erfahrung der Ostertage im Rücken wird dieser bestimmt gelingen. Wenn wir die Augen für Glaubenszeichen in unserem Alltag offen halten, Gemeinschaft auch im Kleinen (Fisch und Brot) und weiterhin im Engagement für Andere pflegen, dann steht diese Bibelstelle in den Herausforderungen für Zufriedenheit und das Positive unseres Lebens.
(Gedanken zum Sonntagsevangelium von Burkhard Farrenkopf)