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Kunst im Knast: „Gitterwelten“ stellen sich auf Burg Feuerstein aus

AUSSTELLUNG--GEFÄNGNIS--GITTERWELTEN
Datum:
Veröffentlicht: 28.4.12
Von:
Katharina Leniger

Gefängnisseelsorger Hans Lyer zelebrierte die Sonntagsmesse am 22. April

Acht Quadratmeter – zehn Jahre lang. „Viel Zeit zum Nachdenken, zumindest“ – so der spontane Kommentar eines Gottesdienstbesuchers vergangenen Sonntag. Dieser Gottesdienst war, wie schon oft in den vergangenen Jahren, von Pfarrer Hans Lyer zelebriert worden, ein besonderer Gottesdienst.

Acht Quadratmeter – zehn Jahre lang. „Viel Zeit zum Nachdenken, zumindest“ – so der spontane Kommentar eines Gottesdienstbesuchers vergangenen Sonntag. Dieser Gottesdienst war, wie schon oft in den vergangenen Jahren, von Pfarrer Hans Lyer zelebriert worden, ein besonderer Gottesdienst.

Der ehemalige Seelsorger der „Burg“ ist seit einigen Jahren nun schon Gefängnisseelsorger in der JVA Ebrach - bei der „kriminellen Elite Bayerns“, wie er es in seiner Predigt ausgeführt hat. Wie schon oft bei seinem Besuch auf Burg Feuerstein, hat er auch in diesem Jahr wieder ein Kunstwerk mitgebracht.

Echte Gitterwelten, dargestellt aus der Sicht der Insassen. Für den Sonntagsgottesdienst stand der sechsseitige Turm aus Baustahlmatten in der Oberkirche, inzwischen hat er seinen Platz im Burghof gefunden. Mit Blumendrat haben die Künstler die Quadrate „ausgemalt“ und hinterher gefärbt. Da gibt es einen Menschen, der lehnt an der Wand, weil ihm dadurch die Zelle größer vorkommt. Ein anderer hebt Gewichte – denn „Kraft ist das einzige, was oft zählt – drinnen“. Und ein Dritter kniet am Boden, vor ihm an der Wand hängt ein Kreuz. Es ist nicht etwa so, dass den jungen Männern vorgegeben wurde, was sie darstellen sollen, es ist ihr Ausdruck für die Erlebnisse Tag für Tag. „Ich habe noch keinen getroffen, dem das alles egal ist. Jeder stellt sich irgendwann die Frage nach dem Sinn“, so Lyer. Er will kein Mitleid, so wie die Häftlinge es auch nicht wollen, nur Verständnis für die Situation.

In seinem Gottesdienst war vieles ganz anders, als man es erwartet hätte. Zu dem großen Drahtbau kam eine sehr nachdenklich stimmende Predigt, über Schuld, über den Unterschied von „draußen“ und „drinnen“ und darüber, wie es so ist, im Gefängnis leben zu müssen. Und doch: Die österliche Gewissheit von Frohen Botschaft und der Erlösung beschäftigt auch in Ebrach viele junge Männer. Wenn auch der Osterjubel verhaltener ausfällt.

Die Combo, die am Sonntag auf Burg Feuerstein den Gottesdienst mit gestaltet hat, wurde von Hans Lyer direkt für einen Sonntagsgottesdienst in der JVA eingeladen. Der Kontakt ist geknüpft und vielleicht bringt er etwas von dem Geist des Feuersteins nach Ebrach.