Lebensfokus - Fastensonntage auf Burg Feuerstein
Unter den Titel „Lebensfokus“ haben wir mit einem jungen Vorbereitungsteam die Fastensonntage auf der Burg gestellt.
Nachdem momentan keine Gottesdienste in der Burgkirche stattfinden, möchten wir mit Dir/Euch jeden Sonntag einen Gedanken teilen, der uns in den Texten der biblischen Sonntagslesungen bewegt.
Diesen Gedanken verbinden wir mit einem Bild des Feuersteiner Fastentuchs.
Sonntag, 29.03.2020. Fünfter Fastensonntag.
Evangelium: Johannes 11, 1-45
Im Lebensfokus: Lazarus
„Diese Story ist starker Tobak in diesen Zeiten. Wie das wohl wäre, wenn Jesus heute in diese Situation käme - wie damals bei Lazarus. Das wäre mal was! Ich stelle mir vor, wenn Jesus heute hierherkäme, er würde weinen um eine New Yorker Corona-Tote, um einen vom Rest der Welt vergessenen Geflüchteten in Moria, um die rastlose Flaschensammlerin, die heute vor leeren Mülleimern steht. Sie alle sind tot auf ihre Art, auf grausame Weise aus dem Leben gerissen und sie alle bedeuteten ihm was. Und wie wäre das erst, wenn er sie wieder lebendig machen könnte?
Oder wenn Jesus ein Wunder wirkte und sagte: Es gibt dieses Virus nicht mehr.
Gleichzeitig fürchte ich -wie in der Geschichte: Er kommt nicht - oder zumindest zu spät. Es ist bereits geschehen. Wie soll man diesen Tod rückgängig machen? - Ich weiß es nicht.
Aber was hieße das überhaupt? Wenn ich an mich denke, fühle ich mich aktuell deutlich weniger lebendig als in "normalen" Zeiten - ohne Freunde, ohne Freizeitaktivitäten. Eingesperrt in den eigenen vier Wänden, abgeriegelt vom Rest der Welt trotz Insta und Netflix. Wenn Jesus heute käme und mir mein Leben schenken würde, lebendig sein, frei sein: Wie würde ich mir das erträumen? Kann er einen neuen Menschen aus mir machen? Und wie soll der sein? Wie will ich sein? Und wie will ich leben?
Fragen über Fragen. Aber vielleicht sind selbst gestellte Fragen zum Leben in „Corontäne“ ja eine gute Sache gegen Langeweile. Vorbauen für die Zeit "danach". Damit man sich auf eine Sache mehr freuen kann. *
Das Feuersteiner Fastentuch „Der alte und der neue Mensch“
Es gibt zu dieser Erzählung kein direktes Bild unseres Fastentuchs. Auch nicht zu den weiteren Sonntagslesungen (Ezechiel 37,12b-14; Römer 8,8-11).
Doch es war eines zu finden, das vielleicht für Dich diesen Text weiterführt – oder sogar ein Grund für das ist, was im Evangelium geschieht oder dort in Betanien, im Haus des Lazarus, geschehen ist:
„Der alte und der neue Mensch“ (zu Kol 3,1-17) - In der Erklärung zum Bild heißt es: „Ich bin unterwegs in einem komplizierten Geflecht aus Pflichten, Aufgaben, Aktionen, Fragen und Gefühlen... und entsprechend angespannt, ohne den Blick auf den Nächsten. Für diese gedankliche Reise (...) sollte kein gegenständliches Bild entstehen, sondern eines, das zum Meditieren einlädt. Wenn die Farben und angedeuteten Formen einen geeigneten Impuls dafür geben, abtauchen und den Alltag für ein paar Minuten los- und verlassen zu können, dann wäre der Zweck schon erfüllt.“**
Die Begegnung mit Jesus hat die Menschen in Betanien verändert. Marta und Maria waren spätestens seit dieser Begegnung überzeugt von ihm – neue Menschen. Trotz des entstandenen Ärgers der zu späten Ankunft hat sie dieser neue Mensch in ihrem eigenen Glauben und auch der Zuversicht für den Bruder Lazarus nicht enttäuscht: Lebensfokus.
Dir/Euch und Ihnen allen vom Feuerstein ein herzlicher Gruß und Gottes Segen für den Sonntag und die kommende Woche!
* Katharina Leniger
** Ulrike Farrenkopf (Text und Bild)