"Schatzkiste"
Wenn wir eine Schatzkiste gefunden haben, wächst vor dem Öffnen die Spannung: Was ist wohl darin enthalten? Was hat ein anderer da an Schätzen hineingelegt? In den letzten Jahren ist Schatzkistensuche angeregt durch moderne Datenkommunikation wieder populär geworden. Viele haben sich anhand von Geodaten auf die Suche nach GeoCaches gemacht, die es zu enträtseln, zu entdecken, zu ergänzen und zum weiter zu geben galt. Was auch immer wieder passieren kann: Dass man beim Suchen direkt vor dem Platz des Verstecks steht und den kleinen Schatz einfach nicht findet.
Im Text des heutigen Sonntagsevangeliums steht Thomas vor Jesus und möchte seinen Schatz finden. - Von dem er ja schon weiß, dass er existiert. Von der Auferstehung hatte er schon gehört, aber richtig glauben konnte er es nicht. Erst als er Jesus berühren durfte, wurde ihm bewusst, an welchem Schatz er jetzt Anteil hatte. Er konnte es in diesem Moment spüren: Leben hat jetzt eine neue Dimension.
Dieser Sonntag nach Ostern ist wie ein neu entdeckter Schatz, der einlädt weiter zu forschen, in der Schatzkiste des Lebens, der Worte und Taten Jesu, um neue Verbindungslinien in heutige Lebenswirklichkeit zu ziehen. Noch nie in den letzten Jahren waren wir so aufeinander angewiesen wie in den letzten Wochen. Ohne ein verantwortungsvolles Leben in Einschränkung hätten wir der Pandemie Vorschub geleistet. Noch nie hatten wir so wenig Berührung zu österlichen Liturgien in unseren Kirchen – und trotzdem gab es viele wertvolle Antworten und Begegnungen, in denen die Schatzkisten anderer geöffnet wurden und die eigene sich füllen konnte: Die Karwoche und Ostern in der Familie bewusst zu gestalten, ein eigenes Osterfeuer zu halten, sich gegenseitig die Osterbotschaft des Evangeliums zuzusprechen und darin Ostern für sich zu entdecken, das entspricht schon fast Frage und Antwort der Situation von Thomas und Jesus.
Auf unserem Feuersteiner Fastentuch, das mittlerweile in der Oberkirche wieder abgenommen worden ist, findet sich ein Bild von einer Schatztruhe: Der Feuerstein wird zu einer Oase der Begegnung, neuer Perspektive und des Glaubens. Jede und jeder darf seine persönliche Entdeckung des österlichen Lebens und der Person Jesu machen. In diesem Jahr geschah das eher virtuell als in der reellen Teilnahme an unseren Gottesdiensten. Ob wir dann die Schatzkiste ergänzen, wieder schließen und für eine neue Entdeckung zurückstellen, bleibt uns selbst überlassen. Für die Freundinnen und Freunde Jesu gab es aus dieser Begegnung einen eindeutigen Auftrag: Diesen österlichen Schatz des Lebens jeden Tag aktiv zu leben. Seine Bedeutung immer wieder neu umzusetzen. Barmherzigkeit, Verantwortung, Liebe, Hoffnung, die Jesus gelebt hat, selbst zu zeigen und nicht nur in die abgeschlossene Schatzkiste zu sperren. Jeder Tag nach Ostern wird ein neuer Lebensauftrag. Diesen Gedanken möchte ich Euch heute am Sonntag der Barmherzigkeit oder auch Weißen Sonntag mitgeben, verbunden mit den bunten und dynamischen Symbolen der Schatzkiste des Fastentuchs.
(Gedanken zum Tagesevangelium Joh 20, 19-31 von Burkhard Farrenkopf)
PS: Falls Ihr einen modernen Songakzent zum Weißen Sonntag sucht sucht, ist uns folgender eingefallen:
Alexa Feser feat Churse - „Wunderfinder“