"Verrat?!"
Nur ein kurzer Moment, ein gefühlter Wimpernschlag liegt der Palmsonntag zurück: Der Jubel, die Begeisterung, die offen gezeigte Einmütigkeit der Freunde Jesu. Starke und tragende Gefühle haben die Schar der Jüngerinnen und Jünger während der Zeit des öffentlichen Auftretens Jesu richtig zusammengeschweißt. - Stress und Konflikte waren genauso wie gemeinsame Auszeiten in der Freundesrunde Jesu an der Tagesordnung - nicht bei allen Fragen waren die Meinungen und Überzeugungen aller sofort gleich.
Aber Treueschwüre und Vertrauen liegen manchmal sehr nahe an Situationen der Versuchung. Judas ist in die Falle getappt – etwas später auch Petrus. Nach den Ereignissen in Jerusalem und am Golgotha haben sich schließlich alle von Angst gepackt zurückgezogen. - Verrat ist nie Lebensfokus. Wir alle kennen unsere Verführbarkeit, unsere Schwachstellen im Kleinen aber auch in größeren Zusammenhängen.
Glaube (Anker), Liebe (Herz), Hoffnung (Kreuz), die starken Symbole unseres Glaubens, wirken in einer solchen Situation wie auf unserem Bild einfach abgelegt. - Als hätten sie keine Bedeutung mehr.
Was trotzdem Hoffnung macht, ist der Blick und die Ehrlichkeit Jesu, der „Lebensverachtendes“ genauso deutlich anspricht, wie er es immer mit Lebensperspektiven getan hat. Er erkennt und benennt Krisen. Damit bleiben auch für uns, wenn wir sensibel für uns selbst und andere sind und wenn wir ehrlich mit solchen Situationen umgehen, zwei entscheidende Perspektiven: Wir können Handlung jederzeit aktiv verändern und die österliche Erlösung ist für jeden Realität, der den Glauben bejaht.
Das Herz, der Anker, das Kreuz – wir dürfen sie deshalb wieder in die Hand nehmen – genauso wie die Palmzweige des Palmsonntags und so haben es ja später auch die Jüngerinnen und Jünger getan.
Ehrliches christliches Leben kennt nur den Lebensfokus in guter Gemeinschaft, Beziehung und dem verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung.
(Text: Burkhard Farrenkopf)
Zum Lesungstext des Tagesevangeliums (Joh 13,21-33.36-38) und dem Bild unseres Feuersteiner Fastentuchs „Judas verrät Jesus um dreißig Silberlinge“.
Bild: Sergej Kromm Foto: Tom Schneider