Auf gepackten Koffern
Kar- und Ostertage im Jugendhaus Burg Feuerstein
Ebermannstadt. Es ist kein alltäglicher Anblick. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz besetzt. Die überwiegend jungen Besucherinnen und Besucher sitzen in den Bänken und auf dem Boden. Manche sind in die „Unterkirche“, ein Stockwerk tiefer, ausgewichen, wo der Gottesdienst live übertragen wird: Osternachtsliturgie auf Burg Feuerstein bei Ebermannstadt. Höhepunkt der Kar- und Ostertage in dem Jugendhaus, die rund 160 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene seit Gründonnerstag gemeinsam verbracht haben. Motto der diesjährigen Ostertage mit Gottesdiensten und Kursen auf Burg Feuerstein war „Auf gepackten Koffern“.
„Mit jungen Menschen zusammen Glauben leben und feiern und zwar so, dass es für sie Relevanz hat“, beschreibt Hans-Peter Kaulen, Leiter des Jugendhauses, den Kern der Kar- und Ostertage auf Burg Feuerstein, die in dieser Form einmalig sind. Das Angebot an gemeinsamen Liturgien und Kursen von Gründonnerstag bis Ostersonntag habe im Jugendhaus bereits eine sehr lange Tradition. Im Mittelpunkt stünden die gemeinsam gestalteten und gefeierten Gottesdienste und Gebete. Ein Blick in das Programmheft bestätigt, was Kaulen sagt: Die Tage werden durch die jeweiligen Liturgien strukturiert: Gründonnerstagsliturgie, Karfreitagsliturgie, Morgenimpulse, Bußgottesdienst, Nachtgebet, Osternachtsliturgie. Was junge Menschen in der Regel eher abschreckt, ist hier einer der Hauptgründe, weswegen 160 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für vier Tage nach Ebermannstadt gekommen sind.
„Die Liturgien und Kurse werden aus einem Team von überwiegend ehrenamtlichen Jugendlichen vorbereitet und gestaltet“, beantwortet Kaulen die Frage nach der Anziehungskraft der Angebote an den Tagen vor Ostern. Auch das jeweilige Jahresthema, das sich immer an aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Fragestellungen orientiere, werde von jungen Menschen selbst ausgesucht und erarbeitet. Das Motto „Auf gepackten Koffern“ habe die TeilnehmerInnen durch die gesamten Kartage bis zum Osterfest begleitet. Es sei dabei um Flucht gegangen, um den Umgang und die Verantwortung für Asylsuchende, aber auch um den Aufbruch des Volkes Israels, und schließlich um Fragen von Neuanfängen im eigenen Leben, um Sehnsüchte und Erholung. Mit diesen und anderen Fragen setzten sich die jungen Menschen sowohl in den Liturgien als auch in den Kursen immer wieder unter unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Schwerpunkten auseinander.
Die Möglichkeit, sich mit für sie relevanten Themen zu beschäftigen, dem eigenen Glauben auf unterschiedliche Art Ausdruck zu verleihen und auch liturgische Räume so gestalten, dass sie Inhalte erlebbar machen: Gründe für das große Interesse an den Osterangeboten auf dem Feuerstein. Sophia Scherbaum bestätigt das. Wie viele andere TeilnehmerInnen ist die 16-jährige Schülerin kein Neuling. Bereits seit sieben Jahren kommt sie regelmäßig ins Jugendhaus, um dort die Kar- und Ostertage mitzuerleben. „Es macht riesigen Spaß, gemeinsam die Gottesdienste zu feiern“, sagt sie. Besonders die Musik (Jugendliche gründen jedes Jahr eine eigene Osterband) berühre sie sehr. Und sie fügt hinzu: „Ostern auf dem Feuerstein ist ein bisschen wie in einer anderen Welt zu sein. Der Alltag und alles andere sind weit weg und man kann sich ganz auf sich selbst und das Zusammensein mit anderen konzentrieren.“ Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl betont neben der besonderen Stimmung auch die Offenheit und Gesprächsbereitschaft an diesen Tagen. „Die alte Frage, was das Besondere an Ostern sei, gewinnt so eine ganz neue Bedeutung, fordert auf zum Fragen und zur Antwort, die sich jede und jeder nur selbst im Glauben erschließen kann“, fasst er zusammen.